Terra Preta und die Rolle effektiver Mikroorganismen
2016-08-17 08:08:55 EMIKO Online Redaktion
„Schwarze Erde“ lautet die Übersetzung der portugiesischen Worte „Terra Preta“. So nennen Forscher die tiefschwarze und fruchtbare Erde, die an einstigen Siedlungsgebieten in der sonst nährstoffarmen Tropenregion des Amazonasbeckens vorkommt. Indianische Hochkulturen lebten einst hier, die es verstanden, organische Abfälle aller Art in dauerhaft guten Boden zu verwandeln. Dank intensiver Forschung weiß man heute, wie Terra Preta entstanden ist. So ist es möglich geworden, sie mit recht einfachen Mitteln für den Garten oder die Landwirtschaft herzustellen. Effektive Mikroorganismen haben dabei eine Schlüsselfunktion.
Eigentlich ist es in Tropenregionen fast unmöglich, Landwirtschaft und Gartenbau zu betreiben. Durch die hohen Niederschlagsmengen ist der Boden stark ausgewaschen und nährstoffarm. Lediglich Brandrodungen ermöglichen wenige Jahre landwirtschaftlicher Nutzung mit mäßigen Erträgen. Wie von Zauberhand entstanden, erscheinen da die teils meterhohen Schichten fruchtbarer Erde, die sich an Stellen befinden, die vor mehr als 500 Jahren noch die Heimat von bis zu 25 Millionen Menschen waren. Wahre „Gartenstädte“, wie diese ehemaligen Dörfer und Siedlungen auch genannt werden, müssen es gewesen sein, von dessen Früchten sich die Bewohner selbst versorgt haben. Sie wussten, wie sie die tropischen Böden mithilfe ihrer eigenen organischen Abfälle derart aufwerten konnten, dass eine Erde entstand, deren Fruchtbarkeit unübertroffen ist.
Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass sie sämtlichen organischen Abfall mit Kohle der Koch- und Heizöfen gemischt und zur Fermentation in luftdichte Tongefäße gegeben haben. Das so entstandene „Bokashi“ wurde in den Boden eingearbeitet, vererdete und führte über Jahrhunderte zur Entstehung der Terra Preta.
Stabiler Dauerhumus ist das Geheimnis der Terra Preta
Das Besondere an Terra Preta ist ihr mit 10-20% überdurchschnittlich hoher Gehalt an organischem Kohlenstoff. Mit dem Faktor 1,72 multipliziert, gibt der Anteil organischer Kohlenstoff Auskunft über den Gehalt an Dauerhumus in einem Boden. Dauerhumus wiederum ist ein Maß für die Bodenfruchtbarkeit und Gesundheit eines Bodens.
Zum Vergleich:
Dauerhumus wird durch Bewirtschaftung sehr langsam abgebaut, bindet Wasser und Nährstoffe, ist durch Bildung sog. Ton-Humus-Komplexe stabilisierendes Element und enthält im Boden den größten Anteil der organischen Substanz und Stickstoff. Außerdem bindet er Kohlenstoff aus der Atmosphäre, ist daher gut für unser Klima. Dauerhumus entsteht bei guter biologischer Aktivität eines Bodens aus Nährhumus – organische Substanz, die Bodenlebewesen als Nahrung dient, schnell abgebaut wird und somit Grundlage für die Mineralisierung neuer Nährstoffe ist. Der Gehalt an Dauerhumus in der Terra Preta ist besonders stabil. Wie Forscher herausfanden, liegt dies am Kohleanteil dieser Erde. Sie wird über Jahrtausende kaum chemisch oder biologisch abgebaut.
Die Zusammensetzung von Terra Preta
Analysen haben ergeben, dass Terra Preta aus Holz- und Pflanzenkohle, menschlichen Fäkalien und Kompost besteht. Fäkalien, organische (Nahrungs)Abfälle und Kohle wurden in luftdichten Tonkrügen fermentiert, bevor sie in die Erde eingearbeitet wurden. Dies erklärt das Vorkommen von Tonscherben, Knochen und Fischgräten in der Terra Preta. Pflanzenkohle hat eine poröse Struktur, die, wie ein Schwamm, große Mengen Wasser und Nährstoffe speichern und wieder abgeben kann. Gleichzeitig ist die Kohle ein idealer Lebensraum für alle Mikroorganismen und Kleinstlebewesen. Angesiedelt in den Hohlräumen, sind sie geschützt und können auch ungünstige Zeiten bei Nahrungs- ober Wassermangel überstehen. Warum die Ureinwohner Amazoniens Kohle zu ihren Fäkalien und organischen Abfällen mischten, hat folgenden Grund: sie verhindert Fäulnis und die Entstehung übel riechender Gase. Auch fermentierende Mikroorganismen haben dazu geführt, dass es nicht stinkt und statt Fäulnis aufbauende Prozesse aus der großen Menge an organischem Material hervorgingen. In der Pflanzenkohle konnten sie sich besonders gut ansiedeln und sind in der Erde für die Fülle an pflanzenverfügbaren Nährstoffen verantwortlich. Ohne nährstoffreiche organische Abfälle hätte das Futter für die Mikroorganismen zur Fermentation in den Tonkrügen und schließlich zum Aufbau pflanzenverfügbarer Nährstoffe im Boden gefehlt. Menschliche Fäkalien, Knochen, Fisch-, Fleisch- und weitere organische Nahrungsabfälle liefern eine Fülle von Nährstoffen.
Terra Preta für den eigenen Garten
Terra Preta aus der Amazonasregion darf nicht abgebaut und in andere Länder exportiert werden. Die Zusammensetzung lässt jedoch vermuten, dass sie auch selbst hergestellt werden kann. Bleibt die Frage, ob mit unseren Mitteln in kurzer Zeit ein ähnliches Ergebnis zu erzielen ist.
Ja, wie Forscher herausfanden: mit effektiven Mikroorganismen, Pflanzenkohle und organischem Material. Derart zusammengesetzte Produkte, wie das EMIKO® Bokashi Schwarzerde, gibt es fertig zu kaufen. Alternativ kann Terra Preta auch selbst aus EM®-Kompost oder Bokashi hergestellt werden.
Terra Preta aus EM®-Kompost: Bei der Herstellung von EM®-Kompost ist es wichtig, das Material möglichst gut zerkleinert auf den Kompost zu bringen und zu komprimieren. Jede Lage, egal ob Küchen- oder Gartenabfälle, wird mit Pflanzenkohle (z.B. im Internet kaufen) und EMIKO® UrgesteinsMehl und optional EM Super Cera C® Pulver bestreut – Asche oder (Grill)Holzkohle eignen sich nicht. Der Kompost wird regelmäßig mit EMIKO® KompostPflege besprüht oder gegossen. Fermentation, Umsetzung des organischen Materials und das Vererden passieren auf dem Kompost zeitgleich, da neben den effektiven Mikroorganismen auch andere Bodenlebewesen im Kompost vorhanden sind. Der fertige EM®-Kompost mit Pflanzenkohle kann nach ca. sechs bis zwölf Monaten – je nach Beschaffenheit des Ausgangsmaterials – wie Terra Preta verwendet werden.
Terra Preta aus Bokashi: Fertiges Küchenbokashi oder Bokashi aus der großen Bokashi-Tonne wird mit Pflanzenkohle und EMIKO® UrgesteinsMehl und optional EM Super Cera C® Pulver gemischt und an einem sonnengeschützten Platz im Garten gelagert. Durch den Kontakt zum Boden dringen Bodenlebewesen ein, die das Material nach ca. sechs Monaten vererdet haben. Fertigprodukte oder die selbst hergestellte Terra Preta werden dem Gartenboden zu 2-5% beigemischt. Wer mit EM®-Kompost arbeitet, macht weiterhin Jahr für Jahr seine eigene Terra Preta. Wer mit Bokashi arbeitet, kann sein Gemisch aus Bokashi, Pflanzenkohle und EM Super Cera C® Pulver in den Folgejahren auch direkt in den Gartenboden einarbeiten. Regelmäßig mit Garten und Bodenaktivator gegossen, wird sich der Humusanteil im Boden auch auf diese Weise erhöhen.
Fazit:
Dem Vorbild der Amazonasindianer nachempfundene Terra Preta ist extrem fruchtbar und steigert den Humusgehalt in jedem Boden. Der normalen Gartenerde bis zu 5% beigemischt, erhöht sie die Wasserspeicherkapazität, das Nährstoffhaltevermögen und verbessert die Versorgung der Pflanzen. Der Boden wird gut durchlüftet und bei regelmäßiger Zufuhr organischer Substanz, die zuvor mit effektiven Mikroorganismen fermentiert und mit Pflanzenkohle angereichert wurde, steigt der Humusgehalt des eigenen Bodens automatisch – gut für alle Pflanzen und unsere Umwelt, denn Humus bindet langfristig Kohlenstoff aus der Atmosphäre.